Sunday 6 October 2013

142 | STORCH ODER IBIS - NIMMERSATT

142


STORCH ODER IBIS?

Nimmersatt

Fotos und Text von Stefan Rust
2013

(In terms of the Geneva Convention the copyright of these texts belong to Stefan Rust)

                                                                                    Mycteria ibis

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Steckbrief

Namen: Mycteria ibis (Lateinisch) / Yellow-billed Stork (Englisch) / Nimmersat (Afrikaans)

Familie: Störche - Ciconiidae

Verbreitung: Afrika, südlich der Sahara

Lebensraum: Feuchtgebiete

Größe: 95-105 cm

Gefieder: Neben dem nackten roten Gesicht und den roten Beinen fällt der lange gelbe Schnabel auf. Sein weißes Gefieder ist rot angehaucht, Schwung- und Schwanzfedern sind schwarz.

Stimme: Nasal quietschender oder grunzender Ruf

Nest: Flache Reisignester in kleineren und größeren Kolonien auf Bäumen und Felsen.

Brutzeit: Januar - August

Nahrung: Fische, Amphibien, Reptilien und Wasserinsekten.

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Besonderes

Nimmersatte gehören zu den Störchen. Weltweit sind 19 Storchenarten bekannt. Störche sind in allen Erdteilen beheimatet mit Ausnahme von Neuseeland, Ozeanien und der Antarktis. In Europa leben nur Weissstörche und die deutlich selteneren Schwarzstörche. Bekannte afrikanische Vertreter der Storche sind der Wollhalsstorch (Ciconia episcopus), Abdimstorch (Ciconia abdimii), Schwarzstorch (Ciconia nigra), Weissstorch (Ciconia ciconia), Klaffschnabel (Anastomus lamelligerus), Marabu (Leptoptilos crumeniferus), Sattelstorch (Ephippiorhynchus senegalensis) und der Nimmersatt (Mycteria ibis).
Der leicht nach unten gebogene Schnabel erweckt eine Ähnlichkeit mit den Ibissen und der wissenschaftliche Name des Nimmersatt scheint die Verwandtschaft der Ibisse zu bestätigen, aber sie gehören ganz eindeutig zu den Störchen.
Die wissenschaftliche Namensgebung ibis für den Nimmersatt liegt in der Vergangenheit, als in den 1980er Jahren die molekulargenetische Untersuchungsmethode entwickelt wurde. Diese Ermöglichung der exakten Feststellung der Verwandtschaften der Tierarten anhand der im Erbgut gespeicherten Informationen hat die Erforschung des avifaunistischen Stammbaums im wahrsten Sinne des Wortes revolutioniert. Dies ergab, dass unter anderem Ibisse und Störche in eine Ordung gruppiert wurden welches die wissenschaftliche Bezeichnung ibis für den Nimmersatt rechtfertigte. Die Untersuchung der Storchenverwandtschaft zeigte jedoch, daß diese so genannten DNS-Analysen (Englisch: DNA) zu Anfangs noch nicht ausgereift waren. Als in den 2000er-Jahren eine in den 90ern entwickelte präzisere Form der DNA-Analyse eingebracht wurde, stellte die Wissenschaft fest, dass die Ibisse, Reiher, Löffler, Hammerkopf und Schuhschnäbel näher mit den Pelikanen als mit den Störchen verwandt sind. Nach weiteren Untersuchungen ergab sich, dass Störche in der Vogelordung Ciconiiformes ziemlich isoliert sind. Die Storchenvogelordung ist also nach einem zuerst starken Anwachsen in den 80er-Jahren anhand dieser neuen Erkenntnis plötzlich stark geschrumpft, zu denen seither auch der Nimmersatt als Storch und nicht Ibis, sprich Pelikan Familie, gehört. Nur wurde die lateinische Bezeichnung des Nimmersatt nicht geändert.

Als mühsam ergab sich die Suche nach der Begründung der deutschen Namensgebung “Nimmersatt”. Auf keinen Fall kann behauptet werden, dass er gefrässiger als als seine Verwandten ist, und daher Nimmersatt genannt wurde. Im Gegenteil, er wurde von einigen Wissenschaftlern eher als gemässigt in Bezug auf die Nauhrungsaufnahme beschrieben. Wie also kam er auf diesen Namen? Wahrscheinlicher ist ein Hinweis den man von dem ehemaligen Gattungsname Tantalus erhält. Tantalus hiess der griechische König der zur Strafe für seinen Hochmut den Göttern gegenüber in der Unterwelt hungern und dursten musste; die reifen Früchte über ihm an den Bäumen und das Wasser am Boden wichen zurück, sobald er danach griff. Er erlitt die Tantalusqualen und wurde nimmer satt. Das Fressverhalten des Nimmersatt Storches, bei dem dieser im Wasser dahinschreitet, seinen halbgeöffneten Schnabel ins Wasser getaucht hält, und scheinbar vergeblich auf Beute hofft, erinnerte den namengebenden früheren Naturforscher möglicherweise an diesen altgriechischen Mythos.


Betrachten wir uns dieses Fressverhalten etwas genauer, so ergibt sich ein höchst ausgeklügeltes System, sein Schnabel ist nämlich an der Spitze mit Tastsinnzellen ausgestattet. Sie verursachen, dass der Schnabel sich reflexartig binnen Millisekunden schliesst, sobald ein Beutetier, vom im Wasser stelzen dieses Schreitvogels aufgescheucht wurde, den Schnabel berührt. Dieses Tastschnabelsystem befähigt den Nimmersatt auch in trüben und schlammigen Wasser Beute zu fangen. Auch erklärt diese Jagdtechnik warum der Nimmersatt bei der Auswahl seiner Jagdgründe flexibler ist und deswegen anderen auf Sicht jagenden Watvögeln klar im Vorteil ist.


Feuchtgebietbewohner Nimmersatt

Sobald dieser recht häufige Bewohner der flachen Binnengewässer aber auch der Küsten gesättigt ist steht er ruhend mit eingezogenem Kopf am Wasserrrand, beschäftigt sich mit Gefiederpflege oder segelt mühelos im Aufwind umher: er ist nämlich ein ausgezeichneter Flieger. Zwar ist er kein Langstreckenzieher wie seine Verwandten, Weiss- und Schwarzstorch, aber sein Wanderverhalten richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. Somit bleiben einige der regionalen Bestände das ganze Jahr über an ihrem Brutgebiet, derweil andere alljährlich zwischen ihren etwas auseinander liegenden Brut- und Nichtbrutgebieten pendeln. Daher wird der Nimmersatt als Halbnomadisch bezeichnet.

Die frühere Ansicht der lebenslangen Paarbindung bei Störchen, auch Monogamie genannt, ist überholt. Monogamie gibt es nur bei den territorialen und einzelgängerischen Arten. Bei den in Gruppen und Kolonien brütenden Arten bilden sich jades Jahr neue Partnerschaften. Im Falle einer vorjährigen erfolgreichen Brut, geschieht es oft, dass beide Vögel zur selbigen Kolonie und sogar zum selben Nest zurückkehren was dann nicht selten zur Paarbildung derselben Vögel des Vorjahres führt. Ausserhalb der Brutzeit gehen beide wieder getrennte Wege.
Die Balzphase bei Störchen, auch beim Nimmersatt, ist gekennzeichnet durch das storchentypische Schnabelklappern.

Momentan gilt der Nimmersatt in seinem Fortbestand nicht als gefährdet eingestuft. Dies verdankt er seine grossen Verbreitungsgebiet und seiner bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensumstände. Aber wegen allgemeinen Lebensraumverlust und Gewässerverschmutzung sind die Bestandszahlen etwas rückläufig und ist deswegen ein genaues Beobachten der Population erforderlich.

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